Anja Manfredi

Die Straße als Bühne, Stereoskopien

12. 11. - 03. 12. 2010



Meine Arbeit zielt darauf ab, eine „Entwicklungsgeschichte der Geste“ zu skizzieren.
Dabei nähere ich mich dem Thema Stück für Stück durch verschiedene Fokussierungen – vergleichbar z.B. mit der Herstellung einesnorientalischen Teppichs, durch Verknüpfungen und Verflechtungen werden Muster sichtbar.
Was ist ein historischer Körper? Welchem Wandel sind unsere Körper durch wechselnde Ideale unterworfen? Inwieweit kann ein Körper selbstbestimmt sein? Wer folgt wem? Wer zitiert wen? Was ist ein Gesellschaftssystem?
Geht es dabei um Identifikation und Orientierungen an spezifischen Orten?
Welchen Mustern und Ordnungen folgen wir? Was ist ein normierter Körper? Sind wir ständig einer „Hypnose“ und einer „Hysterie“ ausgesetzt – einem Einfluss, der sich performativ auf den Körper überträgt und sichtbar wird in spezifischen unbezweckten Äußerungen, beispielsweise von Gesten?


Die Methode zur Erforschung meiner Fragen ist die praxisorientierte künstlerische Recherche in unterschiedlichen Archiven, Sammlungen und Bibliotheken. Das vorgefundene Material wird in Akten der Übersetzung durch eine „Neu-Inszenierung“ analysiert und visualisiert: Re- und Dekonstruktion. Nach der Beschäftigung mit historischen Diskursen und ihren Transformationen ist der nächste Schritt eine Beschäftigung mit zeitgenössischen Gesellschaftsstrukturen:
Am Beispiel der Hauptstadt der Welt, New York City, wird der multikulturelle gesellschaftliche Körper untersucht.
Diese Stadt ist von immateriellen, pulsierenden und flirrenden Energieströmen durchzogen:
Informations- und Menschenflüsse, Flüsse von Macht, Begierden und Träumen. NYC ist eine auf Hochtouren laufende Stadt mit einer sich immerfort bewegenden Menschenmasse, die ständig neuen Reizen ausgesetzt ist. Mich interessiert „Die Straße als Bühne“ und das Spiel der öffentlichen Rollen im öffentlichen Raum, die „public performance“ mit besonderem Blick auf das Kosmopolitische.

Anja Manfredi



exhibition view





1.) detail view; 2.) „Performativ der Hypnose“, 2010, Collage und C-Prints, 110x80cm;
3.) „Performativ der Hypnose“, 2010 Collage, C-Print und Postkarte, 40x45cm; 4.) „Performativ der Hypnose“, 2010,
Collage und C-Prints, 110x80cm; 5.) detail view; 6.) „The Warburg Institut, London“, 2010, C-Print, 80x110cm;
7.) „Performativ der Hypnose“, 2010, Collage, C-Print und Postkarte, 40x45cm.





My work aims to sketch a “history of the development of the gesture.” I approach this subject piece by piece, by focusing on different aspects – comparable, perhaps, to the production of an oriental carpet: interconnections and interweavements allow patterns to emerge.
What is a historical body? To which transformations do changing ideals subject our bodies? To which extent can a body be self-determined? Who follows whom? Who quotes whom? What is a social system?
Is it about identifications and orientation we draw from specific places?
Which patterns and orders do we conform to? What is a standardized body? Are we continually exposed to a form of “hypnosis” and “hysteria” – an influence that, in the mode of a performance, enters our bodies, becoming visible in specific unintended expressions such as gestures?

The method I employ in exploring these questions is a form of artistic research, geared toward my own creative practice, in various archives, collections, and libraries. I analyze and visualize the materials I find in acts of translation through a process of “re-staging”: reconstruction and deconstruction.
After the study of historic discourses and their transformations, the next step is a close engagement of the contemporary social structures:
using the capital of the world, New York City, as an example, I examine the multicultural social body. This city is traversed by immaterial pulsating and scintillating flows of energy. NYC is a city always running at full speed, with masses of people constantly in motion and incessantly exposed to new stimuli. I am interested in “TheStreet as Stage” and the play of public roles in public space,
the “public performance,” with a particular regard to “the foreign” and the cosmopolitical.

Anja Manfredi



1.) from the series: „Ich bin ein Tableaux Vivant“, Stereo-Photographien, 2010;
2.&3.) installation views (details)






Anja Manfredi
geboren 1978 in Lienz, lebt und arbeitet in Wien. 1998/1999 Schule für künstlerische Photographie, Wien, bei Friedl Kubelka,
1999-2005 Akademie der Bildenden Künste Wien bei Prof. Eva Schlegel; seit 2006 Dissertation, Akademie der bildenden Künste,
Wien bei Prof. Felicitas Thun-Hohenstein zum Thema ›Geste im Bild: Aby Warburg, Friedl Kubelka, Anna Oppermann‹.
Zahlreiche Preise u.a. Atelierstipendien des BMUKK für New York, Paris und Rom.
Einzelausstellungen u.a. Studio Neue Galerie Graz, photo + video wall Kunsthalle Wien, Startgalerie MUSA, Stadtturmgalerie Innsbruck, Galerie Momentum. Beteiligungen u. a.: Linz Triennale – Landesgalerie, Fotohof Salzburg, Fotomuseum Winterthur.
Kuratorin verschiedener Ausstellungen und Mitglied der Fotogalerie Wien.
2010/2011 Leitung der Schule für künstlerische Photographie, Wien als „Visiting Artist“.

«www.anjamanfredi.com
«Schule Friedl Kubelka



„Happy Dance New York“, 2010, Video, 20min






«Astrid Peterle, „Tracing Bodies Through Time and Space“
«“Anja Manfredi & Verena Dengler“, Eine Kollaboration – Wir zeigen Solidarität
«Simon Steinhauser, „Fights“

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