Constanze Schweiger

as part of "Frame"

27. Jänner 2011

mit einem Hidden Track von Benjamin Hirte

Camouflage
In Anlehnung an die lavendelgraufarbene Vorkriegsbootshaut entwirft Louis Mountbatten 1940 im Auftrag der Royal Navy ein Tarnpigment vom mittleren Grauwert 507B versetzt mit Venetian Red, einer Form von Eisenoxydrot. Auf offener See wechseln Licht und Wetter ständig; das Meer, der Himmel sind von uneinheitlicher Erscheinung. Weiters lässt sich beobachten, dass Unterseeboote bevorzugt in der Dämmerung torpedieren, dann wenn die Sonne unter dem Horizont steht und die Atmosphäre Rauschrot färbt. Mountbatten Pink taucht in diesem Licht erfolgreich unter, verhält sich hingegen zu Mittag auffällig neben dem konventionellen Battleship Grey.
Desert Sand Pink ist eine blassrote Farbe, die sich ein wenig ins Gelbliche neigt, samtartig, geschmeidig wie errötende Puddingkrem. Der ‚Pink Panther’, ein Wüstenpatrouillenfahrzeug des Special Air Service der Britischen Armee, ist mit einer verdichteten Version überzogen. Beobachtet wird der Farbton während des Zweiten Weltkriegs an einem Flugzeugwrack, das für viele Monate in der Wüste verschwunden liegt. Wind und Wüstensand haben die Lackierung des Fliegers bis auf seine hellrosa Grundierung abgeschliffen. Übrig geblieben ist ein Fleischton, staubiges Babyrosa, puderartig weich blendete es sich in das öde Setting.
RAL 2005 ist die Komplementärfarbe zum Blau des Himmels. Ihr Signalcharakter kommt in der Warnweste zum Ausdruck. Auf Gesellschaftsjagden tragen die Teilnehmer so ein Orange, um sich für einen anderen Schützen von Wald und Flur optisch abzuheben. Trotzdem tarnen sie sich immer noch erfolgreich, denn es ist bekannt, dass grüne Farbtöne vom Schalenwild vorrangig differenziert wahrgenommen werden. Für einen Damhirsch also fächert sich die Skala zwischen Olive Drab und Lodengrün in unvorstellbar viele Nuancen auf, wohingegen Knallgelb oder Leuchtorange für das Tier nicht wahrnehmbar wirken.
(Constanze Schweiger, 2010)


installation views







Constanze Schweiger ist Künstlerin und lebt in Wien. Studierte bis 1993 Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst Wien und von 1995 bis 1997 an der Jan Van Eyck Akademie in Maastricht. Seit 2001 verschiedene Auslandsaufenthalte in den USA und Europa, unter anderem am PS1 in New York und in Los Angeles im Rahmen des Schindler-Stipendiums.


www.constanzeschweiger.com
Ute Müller „Frame“
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