Parasitäre 3Faltigkeit

Minidrama

12. Mai 2011

von Katharina Heistinger & Dominik Castell

* Darsteller: Tomas Danielis & Andere


Installlationsansicht




der Akt eines Königs






Kapitel XL
Wie und in welcher Ordnung man den Zuschauern ihre Plätze anweist

Es ist eine Sache von großer Wichtigkeit und eine große Plage, mit der Plazierung der Zuschauer betraut zu sein, wenn Aufführungen stattfinden. Dennoch ist niemals Mangel an solchen, die sich um diesen Dienst bewerben, besonders um denjenigen, den Damen ihre Plätze anzuweisen. Dafür ist immer eine ganze Menge Leute zu haben, so daß auch, wenn sich Gelegenheiten täglich darböten, ihrer im Überfluß zu haben wären. Deshalb achte man darauf, Leute von Jahren und Takt damit zu beauftragen, daß sie keinen Verdacht und Anstoß erregen. Um zur Sache zu kommen, so sind die Damen in der Orchestra oder, sagen wir, in dem Drittel des Saales zunächst an der Bühne, unterzubringen. Dabei achte man darauf, in den ersten Reihen, nämlich nah an der Rampe, die minder vornehmen zu setzen und so weiter, je nach dem Rang. Auch denke man daran, die Schönsten unter ihnen immer in die Mitte zu setzen, damit diejenigen,
die auftreten und die Mühe haben, sich an dem schönen Anblick erholen und so ihre Aktion fröhlicher, sicherer und herzhafter durchzuführen.

In die letzte Reihen werde die ältesten Damen zu setzen sein, mit Rücksicht auf die Nachbarschaft der Männer, um jeden üblen Schein fern zu halten, der sich ergeben könnte. Diejenigen, denen das Platzieren der Männer zufällt, müssen Leute von Autorität sein und, wenn möglich, mit allen oder wenigstens mit der Mehrzahl bekannt. Und zwar deshalb, weil beim Anweisen der Plätze anzustreben ist, daß die unwissenden und geringen Leute auf den Stufen und an den Seitenwänden Platze nehmen mit Rücksicht auf die Unvollkommenheit der Maschinen, die mitunter auf solchen Plätze ins Auge fallen, weil nämlich die Leute von jener Art nicht so genau darauf achten. Aber die gewitzigten und feinen Leute müssen unten auf dem Saalboden ihre Plätze erhalten, so nah als möglich an der Mitte, in der zweiten und dritten Reihe wo sie größeren Genuss haben, da an dieser Stelle alle Teile der Szene und die Maschinen sich am vorteilhaftesten darstellen und jene nicht imstande sind, die Fehler wahrzunehmen, die mitunter nur zu sehr bemerkbar sind, wenn man sich auf den Stufen oder an den Seitenwänden befindet, wie schon gesagt.


Nicola Sabattini: Anleitung Dekorationen und Theatermaschinen herzustellen, 1639



1.) Nicola Sabbatinis Kapitel III, “Wie die Bühne errichtet wird”, Anleitung Dekorationen und Theatermaschinen herzustellen,1639
ab 2.) Das Stück, der König, der Redner, der Hase, der Baum, Katharina & Dominik









Dominik Castell
lebt und arbeitslos in Wien
Katharina Heistinger
*1981 in Wien, ist mit Kunst, Bühne und Kostüm beschäftigt.
2008 Abschluss Studium für textuelle Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste.
Zuvor DEUG Arts plastiques an der Sorbonne, Paris.





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