2003 – 2009 Academy of Fine Arts Vienna (Diploma in Fine Arts)
2008 Glasgow School of Art
1999 – 2005 Technical University Vienna (Diploma in Architecture)
solo exhibitions:
2013 Galerie Kamm, Berlin / DE 2012
Office, Nosbaum & Reding Art Contemporain, Luxembourg / LU
greenpisellivideosculpture, Galleria Collicaligreggi, Catania / IT
2011 about painting, abc (represented by Nosbaum & Reding Art Contemporain, Luxembourg), Berlin / DE
Tripode – Galerie de l‘espace Diderot, Rezé – Nantes / FR
Secession, Vienna / AT (cat.)
2010 La part des choses #2 / Christoph Meier, In Extenso, Clermont-Ferrand / FR (cat.)
Bananaspilt (with Søren Engsted), Kunsthaus Graz / AT
Christoph Meier – The Painting Room, Startgalerie – MUSA Museum auf Abruf, Vienna / AT
2009 Proposal for a Discotheque, Kiosk – Royal Academy of Fine Arts, Ghent / BE
2008 Art Forum Berlin 2008 – Freestyle (represented by Nosbaum & Reding Art Contemporain, Luxembourg), Berlin / DE
Before the facts #1, Galerie Amer Abbas, Vienna / AT mittwochsbar (hosted by bell street project space), Vienna / AT
Demoraum, Academy of Fine Arts Vienna / AT (cat.)
Nosbaum & Reding Art Contemporain, Luxembourg / LU
- Christoph Meier fügt für seinen Beitrag zur Freien Sammlung
Wien vier bestehende Arbeiten zu einer neuen Gesamtheit,
welche die Bedingungen des Ausstellens und eigentlich des
Aufführens von Kunst untersucht. Jede der vier Arbeiten steht
in Bezug zum Kunstraum Ve.Sch, der die geistige und räumliche
Basis der Sammlung bildet. Die aus sechsunddreißig Modulen
bestehende Metallbühne steht im Sommer 2010 auf der Straße
vor dem Eingang des Ve.Sch, und ist für ein Fest an drei Tagen
das Spielfeld für künstlerische Aktion.
Die großformatigen Spiegel, im Frühjahr 2011 Teil der Ausstellung
von Christoph Meier in der Secession in Wien, sind seit
Sommer 2012 hinter der Bar des Ve.Sch montiert.
Das fahrbar gelagerte Straßenlicht ist im März 2011 Christoph
Meiers Beitrag zu einer von Ve.Sch-Betreiber Martin Vesely
kuratierten Gruppenausstellung im Fotohof Salzburg.
Die 35mm Filmrolle in einer Filmdose ist Meiers Diplomarbeit
„Ohne Titel (Filmsetperformancebühnenfilm)“ von 2009: Diese
Arbeit ist 2011 zusammen mit Videoarbeiten anderer Künstler-
Innen für einen von Ludwig Kittinger und Fernando Mesquita
kuratierten Dienstag Abend im Ve.Sch zu sehen, für diesen
Anlass auf DVD transferiert und auf einem Monitor gezeigt.
Ein in dieser Ausstellung entstandener Screenshot von Meiers
Arbeit ist das Cover des Ve.Schhefts Nr. 12 von Jänner 2013.
Es ist also möglich, den Beitrag Christoph Meiers für die Freie
Sammlung Wien auch als biographische Verbindung Meiers
mit dem Kunstraum Ve.Sch und damit der Sammlung selbst zu
lesen. Die in Meiers Arbeit entwickelte Thematik der physischen
Infrastruktur von Handlungen, wird immer auch begleitet
von der ästhetischen Nutzbarmachung der Spuren eben dieser
Handlungen.Allen funktionalen Objekten ist ihr Gebrauchswert
durch Gestaltung, Material und Form eingeschrieben. Die
tatsächliche Benutzung der Dinge läuft bei den Arbeiten Christoph
Meiers aber nicht bloß als Film im Kopf des Betrachters,
sondern ist durch Abnützung und Beschädigungen an den
Materialoberflächen ablesbar, und wird in Form von Patina auch
zum wesentlichen Gestaltungsmittel, vielleicht zum wichtigsten.
In den Arbeiten für die Freie Sammlung Wien ist die Patina der
Arbeiten aber nicht nur Anlass, um sich deren Funktionalität
vorzustellen, und sie an den Materialoberflächen abzulesen:
Der Gebrauch und die den Dingen eingeschriebene Geschichte
werden zur Erzählung, in der Zeit und Ort auch konkret
benennbar werden. Die gesamte Transformationssequenz aus
Benutzen, Auswählen, Bearbeiten und Ausstellen, die sich in
der Kunstproduktion von Christoph Meier vollzieht, wird
entlang ihrer mit dem Ve.Sch verbundenen Nutzungsgeschichte
nachvollziehbar. Die Bühne trägt nicht bloß das Potenzial ihres
Gebrauchs in sich und die materiellen Spuren ihres Gebrauchs
auf ihr, sondern ihre Benutzung, ihre Aufführung, gleich ob einmalig
oder mehrmals, wird durch Dokumentationsmedien wie
Bild und Schrift konkret erfahrbar. Dieselbe Bühne tritt zudem
auf Katalogabbildungen zu Meiers Ausstellung in der Secession
2011 in Erscheinung: Meier nutzt sie zusammen mit anderen
Arbeiten, um vor der offiziellen Ausstellungseröffnung verschiedene
Installationsvarianten vor Ort durchzuspielen. Diese
Prototypen der endgültigen Ausstellung sind bei der Eröffnung
zwar nicht mehr im Raum anwesend, bleiben aber als im
Katalog abgedruckte Installationsansichten präsent. Sie eröffnen
so medial transformiert eine weitere Option, das Ausstellen als
Handlung zu begreifen, und deren Ergebnisse als bloß eine von
mehreren Möglichkeiten zu relativieren und zu überprüfen.
In eben jener Ausstellung installiert Meier auch eine
Spiegelwand aus fünf Elementen, von denen sich nun zwei im
Ve.Sch hinter der Bar befinden (der Beitrag für die Sammlung
umfasst alle fünf Elemente). Ursprünglich im Februar 2010
von der Secession für die Ausstellung von Christoph Büchel
produziert, konnten die Spiegel nicht mehr rechtzeitig an ihrem
vorgesehenen Ort unter dem Beethoven-Fries installiert werden.
Meier entdeckt die nun noch unbenutzten Spiegel im Lager der
Secession, und integriert sie in seine Ausstellung. So überlagern
sich auch in dieser Arbeit das Handlungspotenzial der unterschiedlich
positionierbaren Spiegelelemente und die konkret
benennbare Geschichte ihres bisherigen Gebrauchs. Zum Zeitpunkt
ihres Eingangs in die Sammlung existieren zudem auch
nur noch die zwei im Ve.Sch installierten Elemente
(von denen zudem eines beschnitten ist), während die drei
übrigen durch Transportschäden zerstört sind, und als vorläufig
abstraktes Potenzial Eingang in die Sammlung finden.
Während also die zwei in Gebrauch befindlichen Spiegelmodule
unweigerlich Patina ansetzen werden, sind die übrigen
Teile bei einer möglichen zukünftigen Präsentation neu und
unverbraucht, lediglich ihre Anzahl und ihr Format wird sich
aus ihrer Geschichte ergeben haben. Als Martin Vesely im
März 2011 eine Arbeit von Christoph Meier für die Gruppenausstellung
„Die Fotografie in Referenz“ im Fotohof Salzburg
auswählt, geschieht dies unter der Auflage, die Arbeit mit dem
Personenzug von Wien nach Salzburg transportieren zu können.
Dafür eignet sich eine unbetitelte Arbeit von 2011, eine
auf einem Trolley montierte Straßenlampe. Im Zusammenhang
der Ausstellung im Fotohof wird die Arbeit so gesetzt, dass sie
durch die vordere Schaufensterfront des Ausstellungsraums
den davor befindlichen Stadtraum beleuchtet: so wird die
ursprüngliche Funktion der Lampe in transformierter Form
wieder aktualisiert. Diese Maßnahme des nach außen Drehens
folgt nicht nur kompositorischen Überlegungen während der
Installation der Ausstellung, sondern wird schlicht notwendig,
um das für einen herkömmlichen Innenraum viel zu helle Licht
überhaupt aufstellen zu können. Die dieser Arbeit innewohnende
Verschränkung von Funktionalität und Dysfunktionalität,
einerseits durch die kompakte, transportable Fassung eines
Gebrauchsobjekts, andererseits durch die seltsame Ausweglosigkeit,
die sich einstellt, will man den Konventionen des White
Cube entsprechend, ein Objekt aus der Nähe betrachten, das
gerade dafür gemacht ist, aus der Ferne sichtbar zu sein, um
sich eben nicht in den Weg zu stellen, fügt den zuvor an den
Arbeiten von Christoph Meier gemachten Beobachtungen eine
neue Variante hinzu. Die Diplomarbeit Christoph Meiers von
2009 ist ein knapp viereinhalb Minuten langer 35mm Film,
der die Inszenierung seiner eigenen Diplomprüfung als Szene
auf einem Filmset zeigt. Auch hier bedient sich Meier einer
Spiegelwand, um die Bedingungen des Zeigens und Betrachtens
freizulegen. Eine auf Schienen gelagerte Filmkamera fährt die
gegenüberliegende Spiegelwand entlang, vor der die Mitglieder
der Prüfungskommission der Akademie der bildenden Künste
Wien unentschlossen um sich schauend, zu Darstellern und
Betrachtern gleichzeitig gemacht, in Meiers mit Ausstattungsdetails
professioneller Filmsets versehener Bühnenfalle ausgestellt
werden. Die Filmrolle selbst, so wie sie in die Sammlung aufgenommen
wird, ist für sich genommen nur das Potenzial ihrer
eigenen Aufführung. Sie benötigt eine große, aufwendige und
mittlerweile auch nicht mehr so einfach zur Verfügung stehende
Apparatur, einen 35mm Filmprojektor:
Das ist durchaus eine in beeindruckender Weise sich selbst
darstellende Maschine, die geräuschvoll und mit allerlei
faszinierend anzusehenden Dreh- und Rollbewegungen die
Filmrolle abspult, durchleuchtet und dabei aber wiederum auf
eine geeignete Fläche in richtiger Entfernung angewiesen ist,
um den Film sichtbar zu machen. Für die Ausstellung im Ve.Sch
wird nur die Filmdose mit der darin befindlichen Filmrolle zu
sehen sein, der Film selbst also nicht vorgeführt werden. Nun
ist das Ve.Sch selbst ja mitunter mehr Aufführungs- als Ausstellungsort:
viele der darin stattfindenden Ausstellungen sind
nur für einen Abend zu sehen, und die Bar bietet den Selbstdarstellungswilligen
die ersehnte Bühne. Auch die Präsentation
der Arbeiten von Christoph Meier für die Freie Sammlung
Wien dauert nur einen Abend, und dieser wird dabei wieder
Bestandteil der den Arbeiten innewohnenden Aufführungsgeschichte.
Vielleicht ist die konsequenteste Fortschreibung und
Verwirklichung der Arbeiten an diesem Abend im Ve.Sch ja eine
kleine Abnützungsspur, die ihnen entweder durch Transport
und Installation oder durch wahlweise unvorsichtige oder übermotivierte
Betrachtende zugefügt wird.
Text: Franz Zar